Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung Nr. 51, 17. Dezember 2006

Faszinierende Einblicke in eine kosmische Partitur


“…..harmonisch all das All durchklingen…”

Es ist schon auffallend, von wie viel unterschiedlichen Gruppierungen der Autor eines Buches “von der Ordnung im Sonnensystem” um Vorträge gebeten wird. Astrologische, anthroposophische, esoterische, aber auch astronomische Institute und Vereine veranstalten Tagungen mit Hartmut Warm. In Schulen und Hochschulen, in Sternwarten, auch in Räume von den Kirchen nahe stehenden Bildungswerken ist er eingeladen, um über seine staunenswerte und ästhetische “Signatur der Sphären” zu sprechen. Er vermittelt ein Wissen, das Staunen weckt und in die Hände klatschen lässt.

Markiere einen Standpunkt in deinem Zimmer. Gehe wenige Schritte und bleibe stehen. Markiere auch diesen Punkt. Ändere die Richtung und gehe noch ein paar Schritte. Bleibe stehen und markiere auch den dritten Punkt. Verbinde die drei durch Linien zu einem Dreieck und etwas Bemerkenswertes ist geschehen: Eine zeitliche Abfolge ist zu einem räumlichen Bild geworden, das die Zeit aufhebt und Gleichzeitigkeit ermöglicht.
Das Gleiche geschieht im Prinzip, wenn wir die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne darstellen oder die Punkte größter Annäherung oder größter Entfernung zwischen zwei oder drei Planeten markieren oder Mittelpunkte ihrer jeweiligen Verbindungslinien kennzeichnen. Etwas, was zeitlich hintereinander geschieht, ist räumlich gleichzeitig anschaulich geworden. Und über einen längeren Zeitraum hin wiederholen sich die Ereignisse in anderen Abschnitten des Tierkreises und dabei entstehen Bilder von hinreißender Schönheit und Symmetrie, die an Blüten oder Spitzenklöppeleien erinnern.
Manches ist lange bekannt, zum Beispiel der schöne Fünfstern, der sich in genau acht Jahren = fünf synodischen Umlaufzeiten der Venus auf dem umgebenden Tierkreis abzeichnet. Vieles ist erst durch die Rechenleistung des Personalcomputers darstellbar geworden, es geschieht aber seit vielen Millionen von Jahren.

Ausgang seines Forschens aber war für Hartmut Warm nicht die Suche nach dem schönen visuellen Eindruck, sondern das Interesse an der alten Sphärenharmonie, also dem Klang. Nicht als ob für unsere leiblichen Ohren im Weltraum etwas zu hören wäre. Eher an das geistige Hören eines Musikers ist zu denken, der still und gesammelt in einer Partitur liest. Größenverhältnisse von eins zu zwei oder zwei zu drei “tönen” als Oktave oder Quinte, wenn sie auf einer klingenden Violinsaite abgegriffen würden. Andere Proportionen ergeben andere Intervalle. In der Astronomie lassen sich solche Proportionen ebenso aufspüren wie in der Architektur oder der Botanik, Proportionen, die in dem Sonderfall der Musik auch für leibliche Ohren hörbar sind. Die schöne Blüte der Passionsblume etwa teilt den Vollkreis mit der dreizipfligen Narbe in drei Kreisdrittel, mit den fünf Staubgefässen aber in fünf Fünftel. Diese Proportion drei zu fünf oder drei Fünftel “klingt” aber als große Sexte.

Eine Besonderheit dieses Buches besteht in seiner Behutsamkeit. Es möchte sehen und hören lehren, meidet aber weltanschauliche, esoterische, astrologische oder religiöse Schlussfolgerungen und Schnellschüsse: “Ob der einzelne aus der im Grunde unbegreiflichen Existenz und teils auch höchst unwahrscheinlichen Geordnetheit der Dinge dann das Wirken einer schöpferischen Macht ableitet, ist letztlich eine Glaubensangelegenheit. So ist selbstverständlich auch die in unserem Planetensystem festzustellende Ordnung kein Gottesbeweis oder etwas in der Art. Sie zeigt mit ihren verschiedenen Aspekten nur auf, dass das Gefüge der Himmelskörper offensichtlich so aufgebaut zu sein scheint, als wenn es das Werk einer bewussten schöpferischen Kraft ist.”

Dies ist ein schönes und erstaunliches Buch. Es ist ein wichtiges Buch. Aber es ist auch ein Buch, das Mitarbeit fordert. Es ist nur eingeschränkt ein Buch für Menschen, die Berührungen mit der Mathematik in jedem Fall panisch ablehnen. Aber diese letzte Bemerkung soll auch niemand abschrecken. Die Grundrechenarten und einige geometrische Grundkenntnisse sind für das Verständnis erforderlich und reichen aus. Die komplizierteren Berechnungen, denen manche der Interessierten vielleicht nicht in jedem Fall folgen können (einschließlich des Rezensenten!), sind dem Buch auf den gut achtzig Seiten seines Anhanges beigefügt. Was der Autor zeigen will, bleibt aber zugänglich auch für die, denen die höheren Weihen für dieses Feld fehlen.

Gunther Pistor
in: Mecklenburgische und Pommersche Kirchenzeitung, Nr. 51, 17. Dez. 2006