Johannes Kepler

Unser Bildner hat zu den Sinnen den Geist gefügt, nicht bloß, damit der Mensch seinen Lebensunterhalt erwerbe – das können viele Arten von Lebewesen mit ihrer vernunftlosen Seele viel geschickter -, sondern auch dazu, daß wir vom Sein der Dinge, die wir mit Augen betrachten, zu den Ursachen ihres Seins und Werdens vordringen, wenn auch später kein Nutzen damit verbunden ist.

Johannes Kepler, Mysterium Cosmographicum,1596

Johannes Kepler
Johannes Kepler
Fondation St. Thomas, Straßburg

Das Lebenswerk und die Person Johannes Keplers sind an vielen Stellen ausführlich und fundiert gewürdigt worden, so daß an dieser Stelle diesbezüglich nur auf die sehr informative Internet-Seite des Kepler-Museums in Keplers Geburtsstadt Weil der Stadt verwiesen werden soll (www.kepler-museum.de). Dort findet der Interessierte auch viele weitere Verknüpfungen (Links) zu Seiten mit Inhalten über Johannes Kepler.

Hier sollen einige Zitate stellvertretend Johannes Keplers grundsätzliche Haltung zur Naturwissenschaft beleuchten.

Je mehr Gegenstand – desto größer die Liebe zu ihm – einem absoluten Gegenstand kommt absolute Liebe entgegen. Zu dir kehr ich zurück, edler Kepler, dessen hoher Sinn ein vergeistigtes, sittliches Weltall sich erschuf, statt daß in unsern Zeiten es für Weisheit gehalten wird – alles zu ertöten, das Hohe zu erniedrigen, statt das Niedre zu erheben – und selber den Geist des Menschen unter die Gesetze der Mechanik zu beugen

Novalis (1772-1801), Fragmente, Nr. 92

Man kann von Kepler wie nur von wenigen großen Naturwissenschaftlern sagen, daß das, was er erreichte, nie erreicht worden wäre, wenn nicht er es getan hätte. Die auf der bloßen Beobachtung mit dem Auge beruhende Entdeckung, daß Planeten sich auf Ellipsen bewegen und dem Flächensatz gehorchen, ist so außerordentlich unwahrscheinlich – und wie Kepler zu dem Ergebnis kam, ist so außerordentlich persönlich -, daß sie einfach außerhalb des Verlaufs jeder zwangsläufigen Entwicklung liegt.
Bruce Stephenson
Kepler’s Physical Astronomy, 1987

Ein überaus schönes Buch ist die “Weltharmonik”, vielleicht das schönste, das je ein Naturforscher über seine Welt schrieb. Träumend kann man sich darin versenken. Aber auch ein Wagnis ist sie, ein unerhört kühner Wurf, der die Geister immer wieder rütteln und aufwecken will zu neuem Wagnis, denn, so sagt Kepler: “Mangel an Wagemut ist der Tod der Philosophie; laßt uns leben und rührig sein!”
Franz Hammer
Johannes Kepler, 1943

Die Naturwissenschaften sind für Kepler ganz und gar nicht Mittel, die dem materiellen Nutzen des Menschen dienen, die ihm die Technik ermöglichen, mit deren Hilfe er sich besser in der unvollkommenen Welt einrichten kann, und die ihm den Weg des Fortschritts ermöglichen. Die Naturwissenschaften sind ihm im Gegenteil ein Mittel zur Erhebung des Geistes, ein Weg, Ruhe und Trost zu finden im Anschauen der ewigen Vollkommenheit der Schöpfung.
Werner Heisenberg
Das Naturbild der heutigen Physik, 1955

Wenn der Sturm wütet und der Schiffbruch des Staates droht, können wir nichts Würdigeres tun, als den Anker unser friedlichen Studien in den Grund der Ewigkeit zu senken.

Johannes Kepler,
zitiert nach Kepler, Johannes Hemleben, 1971