Rezensionen

Hartmut Warm: Der Sternenorganismus. Aufbau und Weisheit der Sternfiguren

In einem umfangreichen neuen Werk nähert sich Hartmut Warm der kosmischen Ordnung. Er befindet sich damit in der Tradition von Johannes Keplers Weltharmonik, die 1619 erschien. Bereits in seinem Buch Signatur der Sphären (2001) zeigte Warm auf, dass im Sonnensystem eine geheimnisvolle geometrisch-musikalische Ordnung verborgen liegt. Mit den Möglichkeiten des Computers ließ er atemberaubend schöne Bilder entstehen, indem er die Bewegungen der Planeten und ihre räumlichen Abstände zu besonderen Zeitpunkten ihres Umkreisens der Sonne (bei Konjunktionen) zueinander in Beziehung setzte. Das Ergebnis waren ästhetische Sternfiguren, die darauf hindeuten, dass Schönheit und Harmonie dem inneren Aufbau unseres planetaren Systems zugrunde liegen.

Nun geht Warm auf diesem Weg weiter. Wenn Schönheit und Harmonie zu den Grundlagen des kosmischen Gefüges gehören, dann wirken sie sich auch auf die Erde aus. Ist nicht Musik etwas, was uns in den Kosmos erheben kann? Pythagoras erkannte Musik und Zahl als Pfeiler der universellen Ordnung und prägte den Begriff der Sphärenharmonie. Wir entdecken diese Harmonie in den Figuren der Geometrie und unter anderem bei den Blüten der Pflanzen. Rudolf Steiner schrieb in Mein Lebensgang: „Ich weiß, dass ich an der Geometrie das Glück zuerst kennengelernt habe.“ Das Wirken der Schönheit reicht bis tief in den Mikrobereich hinein. Hartmut Warm macht uns das an Bildern von der Struktur der DNA und anderem deutlich.

Nun leben wir in einer Zeitepoche, in der das Denken und das naturwissenschaftliche Forschen eine zentrale Rolle spielen. Die Mathematik der Naturwissenschaft hat gleichsam die Stelle von Gott eingenommen. Darauf lässt sich Warm ein, indem er die Zusammenhänge geometrisch und rechnerisch darstellt. Im Anschluss daran schlägt er die Brücke zum Geistigen. Er zeigt auf, wie sich der geistige Urgrund der Welt erkennbar macht.

Letztlich ist seine Forschung eine Bestätigung uralten inneren Wissens, das die Ganzheit im Blick hat und den Menschen darin einbezieht. Der Kreis ist Symbol für das Eine, zugleich auch für das Unendliche. Kreis und Gerade sind nur scheinbar voneinander geschieden. Denn der Umfang eines unendlichen Kreises ist eine Gerade. Wie geschieht Schöpfung? Von einem Punkt aus, so Warm, wandte sich der Umfang nach innen. „Aus irgendeinem rätselhaften Grund verfehlte er den Mittelpunkt jedoch knapp, sehr knapp, fast unendlich knapp. So kam er auch nicht genau am gegenüberliegenden Punkt an, sondern ganz dicht daneben. Von da aus spiegelte sich der Strahl in gleichem Winkel, so wie bei einem Lichtstrahl oder einer Billiardkugel Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel ist. Die Naturgesetze waren jetzt also auch schon da. Der Strahl kam wieder in der Nähe des Ausgangspunktes an, doch nun schon mit doppelter Abweichung (die gleichwohl immer noch winzig war).“ Und am Ende erreicht der Strahl nach „sehr sehr vielen Spiegelungen den Ausgangspunkt wieder“. Die ursprüngliche Einheit, so Warm, gibt „allem Geschehen seinen Raum“. Nach der Hypothese vom Urknall sollen in einem winzigen Bruchteil einer Sekunde Materie und Antimaterie entstanden sein. Aus einem „rätselhaften Grund gab es einen winzigen Überschuss der Materie über die Antimaterie. Und nur deswegen konnte alles entstehen […]. Denn wenn Materie und Antimaterie sich treffen, löschen sie sich gegenseitig aus {…].“

„Dieses Buch handelt von den regelmäßigen Sternfiguren und ihrem Erscheinen in der Natur“ und dabei zugleich von der Funktion und den Geheimnissen der Zahlen von eins bis zwölf. In der Tradition wird gesagt, dass gerade Zahlen bzw. Sternfiguren dem Weiblichen entsprechen und ungerade dem Männlichen.
„Pythagoras fand heraus, dass die musikalischen Konsonanzen den Längen von Saiten entsprechen, welche die einfachen Zahlenverhältnisse 2:1, 3:2, 4:3 etc. aufweisen. Wenn wir gewahr werden, wo und wie diese Proportionen in den Atomen, den Sternen am Himmel, den geometrischen Figuren, dem menschlichen Körperbau und vielen anderen Bereichen auftauchen, kann uns eine Ahnung anwehen, dass alle – scheinbar so verschiedenen – Dinge auf der Welt durch eine gemeinsame Ordnung miteinander verbunden sind.“

Der Fünfstern, das Pentagramm, ist für den Menschen „einer der wichtigsten Archetypen oder Urbilder“. „Er ist nach dem Goldenen Schnitt gebaut. Der Goldene Schnitt ist die einzigartige Teilung, bei der das Verhältnis zwischen Ganzem und Teil erhalten bleibt. Das Ganze verhält sich zum größeren Teil wie dieser zum kleineren.“ Der menschliche Körper enthält in seinem Aufbau auf vielfache Weise den Goldenen Schnitt. Man erkannte früher darin, „dass sich durch die Kette der Schöpfung etwas Gemeinsames zieht, dass das Geschöpf (der Teil) durch diese Proportion noch mit dem Ursprung (das Ganze) verbunden ist.“ Geometrie ist „ihrem Wesen nach etwas Geistiges“.

In Warms geometrischen Konstruktionen von Sternfiguren zeigt sich immer wieder, dass der Kreis nicht nur als Umkreis dient, sondern sich zugleich auch als Inkreis in den Sternfiguren zeigt. „Damit ist er ein perfektes Bild des Göttlichen, das alles im Universum erfasst und zugleich den innersten Kern aller Dinge und Wesen ausmacht. Sofern man überhaupt etwas vom Göttlichen aussagen kann, dann vielleicht dies.“

Hochinteressante Ergebnisse treten bei der Entfaltung der geometrischen Sternbilder zutage, die sich mit geistig-seelischen Erkenntnissen decken. „Das Quadrat bildet einen polaren Gegensatz zum Kreis. Das uralte Bestreben, die Quadratur des Kreises zu finden, ist – geistig gesehen – der Wunsch, Himmel und Erde zu vereinigen. […] Das Zwölfeck steht zwischen Himmel und Erde, aber näher am Himmel. […] Gewissermaßen ist die Zwölf also die Vermittlerin.“
„Das Werkzeug, die geometrischen Sterne quantitativ zu ergründen, sind nun einmal Zahlen und Formeln, also die Arithmetik. Und erst Geometrie und Arithmetik zusammen – beides sind ja Bereiche der Mathematik – können uns ganz zufriedenstellen. Mit der gebotenen Vorsicht kann man sagen, dass die Geometrie mehr dem Pol des Fühlens entspricht, die Arithmetik mehr dem des Denkens. Herz und Haupt, Frau und Mann, Du und Ich, Gerade und Ungerade, Qualität und Quantität, Sinneswahrnehmung und Begriff, Yin und Yang und was es der polaren Gegensätze mehr sind – immer sind sie nur zusammen vollständig.“
„Das aktive, männliche Prinzip öffnet jeweils den Kreis, das weibliche rundet ihn ab.“

Eine Blüte zeigt sich uns als materielle Gestalt. Die Planetenfiguren, die Hartmut Warm ermittelt, sind ein Sichtbarmachen von Raum-Zeit-Vorgängen, die unsichtbar am Firmament stattfinden. So bilden zum Beispiel fünf aufeinander folgende Konjunktionen von Venus und Erde ein Pentagramm. Und nun finden wir solche immateriellen planetarischen Raum-Zeit-Figuren auf der Erde materiell realisiert, zum Beispiel das Pentagramm in den Blüten. Schon lange sagen Weisheitslehrer, dass die Formen der Pflanzen durch kosmische Einflüsse entstehen.

Warm deutet auf die Intelligenz in den Mustern der Kornkreise hin, untersucht die Sterne in den Fensterrosen der alten Kathedralen, geht auf die Entstehung der Elemente ein, aus denen sich der menschliche Körper zusammensetzt (die chemischen Bestandteile unserer Körper konnten sich nur durch Supernovaexplosionen bilden, weil nur hier die notwendige Energie dafür vorhanden ist – körperlich bestehen wir also „aus Sternenstaub“).

Der Autor beschreibt, wie er die Intuition empfing, dem Geheimnis der Zwölf im kosmischen Raum nachzuspüren und zeigt auf, wie sich in den Zahlenangaben einzelner Geschichten in der Bibel kosmische Beziehungen spiegeln (z. B. im 5. Buch Mose 33, 9 und an vielen anderen Stellen). Geometrische Erwägungen führen ihn zu dem Ergebnis: „Der Zwölfstern nimmt also das, was aus dem Unendlichen in diese Welt hineinwirkt, wie ein Brennglas auf und spiegelt es in Reinkultur in die Endlichkeit hinein.“ Tief geht Hartmut Warm auf die Symbolik in der Geschichte von der geheimnisvollen ersten Brotvermehrung ein (u.a. Matth. 14, 13). „Die Liebe, die gibt, erzeugt mehr, als vorher vorhanden war, sie erzeugt die Fülle“ (die zwölf Körbe voller Brotkrumen).

Das Buch fordert dem Leser, wenn er den Herleitungen folgen will, einiges ab. Er muss Ruhe finden und Freude an der Geometrie haben. Der Geist ordnet sich, klärt sich, macht sich zum Spiegel archetypischer Grundmuster. Ist es möglich, in dieser zerstrittenen, zersplitterten Welt durch die Erkenntnis der gemeinsamen Ordnung in der Natur, im Kosmos und in der Geometrie sich dem einen, allem zugrunde liegenden Geistigen erneut zu nähern?

„Geometrie ist etwas, was man sich erarbeiten muss und was man immer nur durch eine positive Seelentätigkeit erringen kann“ (Rudolf Steiner). In unserem Innern eine neue Ordnung entstehen lassen? Oder: die neue innere Ordnung, die ein spiritueller Weg mit sich bringt, mit der Geometrie, die der Schöpfungstätigkeit zugrunde liegt, erkennen? Man kann dieses Buch dazu immer wieder neu zur Hand nehmen. Es ist ein bemerkenswertes Werk, in dem sich das hermetische Axiom „Wie oben, so unten, wie innen, so außen“ auf besondere Weise darstellt. Hartmut Warms Arbeit wird sich – so kann man hoffen – auf das Bewusstsein vieler wegweisend auswirken.

Keplerstern Verlag 2022, 464 Seiten, 34,80 €

Gunter Friedrich
in: LOGON, Magazin für Transformation, Nr. 13, Januar 2023


Der Sternen-Organismus
Aufbau und Weisheit der Sternfiguren

(von Hartmut Warm, Keplerstern-Verlag, ISBN 978-3-935958-08-0)

Holen Sie sich den Himmel auf die Erde und erkennen Sie in der Geometrie, wie die verschiedenen Sterne in Beziehung zueinander stehen. Sie erfahren, wie Sternringe, Sternketten, Sternkränze und Sternparkettierungen in der Natur wirken. Ja, das Lesen dieses umfangreichen, tiefgründigen Werkes ist ein einzigartiges Abenteuer. Lassen Sie sich darauf ein – und Sie werden fasziniert sein; so wie ich es seit vielen Jahren bin, seit ich Hartmut Warm und seine Forschungsergebnisse kennenlernen durfte. Als Astrologe habe ich durch ihn nicht nur die Astronomie weiter verinnerlicht, sondern auch über die Mathematik die Sinnhaftigkeit und Ordnung der gesamten Schöpfung nachvollziehen gelernt. Die Bedeutung musikalischer Verhältnisse, von Primzahlen, Symbolen und dem Goldenen Schnitt und allen nur denkbaren Figuren erschließt sich beim Studium dieses genialen Werkes.

Wolfgang Maiworm, Lebens(t)räume, Juni 2022