JUPITER – Astronomie, Mathematik und Anthroposophie 02/07, Nov. 2007 (Programm)

JUPITER – Astronomie, Mathematik und Anthroposophie

Die Signatur der Sphären

HARTMUT WARM: Die Signatur der Sphären — Von der Ordnung im Sonnensystem; Buch: Keplerstern Verlag, 2. erweiterte Auflage, Hamburg 2004, 448 Seiten, gebunden, über 200 s/w Abbildungen, EUR(D) 29,80; Programm: siehe www.keplerstern.de, ab EUR 49,00.

In den sechziger Jahren, als die die astrophysikalischen Erkenntnisse bereits dazu geführt haben, unser Sonnensystem als winziges, verlorenes Zufallsprodukt in den unermesslichen Weiten des Weltraums anzusehen, prägte Joachim Schultz mit seinem Buch Rhythmen der Sterne eine ganze Generation anthroposophischen orientierter Himmelsforscher und Himmelsfreunde. Auch heute gipfeln Astronomieepochen an Waldorfschulen gerne in der geozentrischen Darstellung der Venus, die in acht Jahren eine überraschend exakte fünfblättrige Bahn durchläuft (Abb. 65). Die von der Erde aus sichtbaren, sogenannten Schleifenbewegungen variieren von Planet zu Planet. Sie charakterisieren ihn in seiner Beziehung zur Erde. Insofern schaffen die Schleifenbewegungen eine Brücke von der Beobachtung der einzelnen Wandelsterne zum Erleben ihrer Ganzheit und Beziehung untereinander. Solche Erlebnisse haben den großen JOHANNES KEPLER zu Beginn der Neuzeit zu seinen bahnbrechenden Forschungen beflügelt, spielen aber in der gängigen Astronomie nur eine untergeordnete Rolle.

Eine Ausnahme bilden hier das Buch und die Software von Hartmut Warm: Die Signatur der Sphären. In seinem Buch entwickelt Hartmut Warm die harmonikale Struktur unseres Planetensystems unter Mitberücksichtigung der fernen Planeten Uranus, Neptun und Pluto auf der Grundlage moderner Computerberechnungen und statistischer Erwägungen erheblich weiter.Durch die Veröffentlichung der verwendeten Software kann sich nun jeder Interessierte selber ein Bild von diesen Beziehungen machen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Neben den Planetenbahnen aus geozentrischer Sicht, wie wir sie bereits aus dem o.g. Buch von Joachim Schultz kennen, lassen sich mit regelbarer Schrittweite viele verschiedene Konstellationen von Planeten berechnen und zeichnen. Das Zentrum ist frei wählbar (Sonne, Erde oder anderer Planet), die perspektivische Ansicht ist um 3 räumliche Achsen drehbar, es können Raumgeraden eingezeichnet werden, die die Positionen bei Konjunktion und Opposition weiterer Planeten verbinden. Außerdem können die Rotationen der vier sich langsam um sich selbst drehenden Körper (Sonne, Merkur, Venus, Mond) mitberücksichtigt werden. Beispielsweise lassen sich die Positionen der Venus markieren, wenn sie jeweils dieselbe Seite der Sonne zuwenden (sog. Venus-Sonne-Blicke), was auch eine Art Pentagramm im Raum ergibt. Auch Bewegungen des gemeinsamen Schwerpunktes mehrerer Planeten können gezeigt werden . Schließlich verdeutlichen Langzeitsimulationen über einen Zeitraum von 10 Millionen Jahren die Bereiche, in denen ein Planet sich bewegen kann, die sogenannten Bahnsphären.

Durch zwei Bilder (Abb. 65 und 66) lassen sich die vielfältigen bildschaffenden Möglichkeiten des Programms kaum veranschaulichen. Dankenswerterweise gibt es im Internet auf der Seite www.keplerstern.de eine kostenlose Probeversion zum Download , die zu eigenem Experimentieren einlädt, wobei die vorprogrammierten Beispiele als Leitfaden dienen können, sich in die Möglichkeiten des Programms einzufinden.

Mich selber erfreute es besonders, die ganz schlichten geozentrischen Planetenbahnen gezeichnet zu bekommen: den Fünferrhythmus bei der Venus und einen Dreierrhythmus beim Merkur (etwa 21 Schleifen in sieben Jahren). Beim Mars bilden acht Schleifen in etwa 18 Jahren einen unregelmäßigen Kranz. Die obersonnigen Planeten Jupiter, Saturn und Uranus dagegen ziehen Jahr für Jahr ganz regelmäßig eine Schleife, so dass sich der Kranz nach 12, 29 bzw. 84 Jahren schließt.

Mit Keplerstern hat Hartmut Warm einen treffenden Namen gefunden für seinen Selbstverlag und seine Website, die es dem Laien wie dem Kundigen ermöglicht, vielfältige Beziehungen im Planetensystem aufzusuchen, zu veranschaulichen und sich daran vielleicht -wie einst Kepler- zu begeistern.

Sebastian von Verschuer, Hamburg in:
JUPITER – Astronomie, Mathematik und Anthroposophie, 02/07, Nov. 2007