Astro-Forum sternzeit, Ausgabe 20, 3. Quartal 2004

Astro-Forum sternzeit

Die Signatur der Sphären – Von der Ordnung im Sonnensystem

Der Titel klingt astrologisch-astronomisch und tatsächlich bilden Johannes Keplers Vorstellungen den Ausgangspunkt für Hartmut Warms Untersuchungen zu harmonischen Proportionen in unserem Sonnensystem. Um diese Proportionen zu finden bzw. nachzuweisen, nutzt Hartmut Warm die Möglichkeiten des Computers und unterschiedliche mathematische Ansätze mit Ausdauer und Akribie. Er nähert sich den Planetenverhältnissen von Abständen, Geschwindigkeiten, Konjunktionsperioden und Rotationszeiten nicht nur arithmetisch, sondern auch geometrisch und nicht zuletzt musikalisch. Geisteswissenschaftliche Einflechtungen und Ausflüge in benachbarte naturwissenschaftliche Disziplinen bilden dabei Kontrapunkte.

Hartmut Warm stellt sein Vorgehen ausführlich dar und würdigt es naturwissenschaftlich kritisch, d.h. zeigt dessen Randbedingungen, Genauigkeitsgrenzen und Wahrscheinlichkeiten auf. Die gefundenen Ergebnisse werden in Tabellen und vor allem in vielen geometrischen, teils farbigen Darstellungen präsentiert. Ihre Bewertung führt ihn über Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen bis zu der Frage nach der bewussten schöpferischen Kraft dieser fein abgestimmten Ordnung und dem Wissensschatz der Alten. Im Anhang werden mathematische und musikalische Grundlagen, astronomische Berechnungsverfahren und Daten ausgiebig erläutert, sie bilden eine weitere Quelle zum Studium. Das Glossar, ein Literaturverzeichnis und Personen- und Sachregister runden das Buch ab.

Das Buch erscheint anfangs etwas schwer zugänglich. Der Zauber des Titels und der Abbildungen setzt sich demjenigen fort, der neben Interesse für unser Planetensystem und Musik auch Gefallen an Zahlen, wissenschaftlichem Vorgehen und der Verknüpfung unterschiedlicher natur- und geisteswissenschaftlicher Disziplinen findet. Der neuartige, geometrische Betrachtungsansatz der Planeten fasziniert mit seinen Möglichkeiten. Dann erklingt tatsächlich die Sphärenmusik, denn die gefundenen Ergebnisse sind atemberaubend und die vielfältigen Darstellungen lassen die harmonischen Proportionen und Bewegungsmuster der Planeten und ihrer wunderbaren Schwingungen sichtbar und somit körperlich fühlbar werden. Fühlen wir also die Gravitationsverhältnisse in unserem Sonnensystem? Leben wir also tatsächlich im Planetenrhythmus, wie das Astrologen seit Jahrtausenden wissen?

Hartmut Warm geht auf diesen möglichen Aspekt seiner Ergebnisse mit keinem Wort ein, auch wenn der Titel das nahe legt, die Planeten stellenweise durchaus mit ihren namensgleichen Gottheiten gewürdigt werden, eine Art Botschaft der entdeckten Planetenmuster nicht ausgeschlossen wird und im Literaturverzeichnis auch Thomas Ring “Das Sonnensystem – Ein lebender Organismus” aufgeführt wird. Dieser “fehlende” astrologische Bezug ist sicher kein Mangel des Buches, denn vielleicht kann es gerade deshalb eine Grundlage und Inspiration für die astrologische Forschung bilden.

Birgit Ehrler
in Astro-Forum sternzeit, 3. Quartal 2004