NNA news (News Network Anthroposophy), Oktober 2015 (CD Planetenmusik 2)

Der Kosmos im Wohnzimmer
von Walter Siegfried Hahn

MAINZ (NNA) – Kaum jemand wird sich wohl dem Zauber der vorliegenden CD von Hartmut Warm, Brian Cranford und Tobias Krug entziehen können. Sie bringt uns den Kosmos ins Wohnzimmer. Es handelt sich um reale Beziehungen von Planeten, in Töne verwandelt und auf menschliches Hörvermögen transponiert. Aber vermutlich klingen sie auch ohne dieses Wissen so wunderschön und so unglaublich fremd und bekannt zugleich.

Hartmut Warm hat in 20 Jahren eine Wissenschaft der Planetenbeziehungen entwickelt. Die von Pythagoras eingeführte und von Kepler erneuerte Idee der Sphärenharmonie ist von Hartmut Warm aufgrund hochgenauer astronomischer Verfahren nachgewiesen worden. Danach finden sich die musikalischen Intervalle in den Bahngeschwindigkeiten (an bestimmten Stellen der elliptischen Bahnen) der Planeten wieder.

Durch sein Buch Die Signatur der Sphären und seine Vortragstätigkeit ist sie vielen bekannt geworden. Noch bekannter sind die aus seinen Berechnungen entstandenen graphischen Bilder, die Nachahmer und Kopierer gefunden haben. Zugleich haben sich Tobias Krug und Brian Cranford mit der musikalischen Darstellbarkeit kosmischer Bewegungen beschäftigt. Aus der Zusammenarbeit aller drei liegt nun eine zweite CD mit Planetenmusik vor.

Transzendentes Erleben

Ich höre kammermusikalische Miniaturen mit bekannten Instrumenten wie Klavier, Litophon, Klarinette, Monochord, Orgel. Sie erinnern von Ferne an Satie, Debussy oder auch Stockhausen und Ligeti. Während die zwei Jahre vorher erschienene erste Planetenmusik nur aus rein maschinell generierten Tönen besteht, spielen auf der zweiten richtige Musiker richtige Instrumente, etwa Masako Ohta (Klavier) oder Heinz Friedl (Klarinette). Das ändert an der Andersartigkeit der Musik nichts, eher steigern die bekannten Klangfarben noch das transzendente Erleben.

Die Künstler mussten für diese CD verschiedene Entscheidungen treffen: Die Planetenbeziehungen selbst, den Zeitraum, die Zeitkomprimierung, Tonlage und Tonlänge, aber auch die Klangerzeugung und Instrumentalisierung gab es auszuwählen. Was die Zeitkomprimierung betrifft, umfasst das Stück “Zeitgeist” den Zeitraum vom 21.3.2003 bis zum 19.3.2005 und dauert auf der CD sieben Minuten. Ein Tag entspricht bei diesem Titel also ungefähr 1,74 Sekunden.

Es wäre durchaus interessant, andere Auswahlen, andere Realisationen hören zu können. Doch kann ich mir vorstellen, dass man diese Aufnahme dereinst als Klassiker bezeichnen wird. Nicht nur weil sie als eines der ersten Werke heraus kam, die reale Planetenbeziehungen vertonen, sondern auch weil sie so umwerfend “wahr” und so fein ausgewählt ist.

Musik im Werden

Selten, seit Bach und den legendären Grateful Dead, hat man eine Musik gehört, die derart im Werden ist. Man kann das Geistige, man kann Seelisch-Warmes und Lebendig-Ätherisches in diesen Aufnahmen erleben, doch das Physische hat bei aller Klarheit und Transparenz wenig Substanz. Was mich zu dem Wunsch führt, den ich für dieses Projekt habe: Live-Aufführungen, vielleicht mit Vorträgen und Seminaren verknüpft.
Aufführungen solcher Musik in vielen Konzerthäusern und bei vielen Festivals, das wünsche ich ihr.

Walter Siegfried Hahn
in: NNA news
Bericht-Nr.: 151020-02DE Datum: 20. Oktober 2015
http://www.nna-news.org/de/nachrichten/artikel/der-kosmos-im-wohnzimmer-2491/
Brian Cranford / Tobias Krug / Hartmut Warm,
Planetenmusik2/music of the plants, Dauer 69:25 Minuten.
Nr. 978-3-8306-7727-7. Preis 14,95 Euro.
© 2015 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten.


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Planetenmusik hörbar gemacht

Klangerfahrung auf Forschungsbasis

Raum, Weite und Stille eröffnen sich gleich in den ersten Momenten. Orgelähnliche Kaskaden wie bei Bach oder Messiaen folgen. Auch im nächsten Stück Anklänge an Bach, diesmal mit Tönen, die an ein Cembalo erinnern. In der Folge erklingen durchaus unterschiedliche “Instrumentierungen”, ja “Orchestrierungen” und “Stile”, Elemente von Weltmusik oder Jazz scheinen aufzuleuchten, auch wenn es sich tatsächlich um ganz Neues und immer um synthetisch erzeugte Klänge handelt. Doch das Staunen bleibt und die Freude, die von diesen unerhörten Klangwelten ausgehen.

Diese CD ist das Ergebnis einer langjährigen Zusammenarbeit von Hartmut Warm, dem Forscher und Autor des Buches “Die Signatur der Sphären” mit dem Musiker Brian Cranford und dem Künstler Tobias Krug. Ziel ist es, die Bewegungen der Planeten am Firmament musikalisch umzusetzen. Warm hat in seinen Arbeiten die 2500 Jahre alte und von Kepler vor vier Jahrhunderten entscheidend erneuerte Idee der Sphärenharmonie untersucht und in aufwändigen, maschinengestützten Berechnungen auf eine neue Weise bestätigt gefunden. Demnach sind die musikalischen Intervalle mit statistisch hochsignifikanter Übereinstimmung in den Verhältnissen der Bahngeschwindigkeiten der verschiedenen Planeten an bestimmten Punkten ihrer ellipsenförmigen Umlaufbahnen wiederzufinden.

Um zu verstehen, was auf der CD zu hören ist, ist es hilfreich, sich ein Instrument vorzustellen, das immer dann erklingt, wenn zwei Planeten bei ihrem Umlauf um die Sonne einen bestimmten Punkt durchlaufen. Solche Positionen der Himmelskörper werden als Schwingungsverhältnis oder geometrische Figur markiert und in Klang transformiert.

Jeweils sechs der eingespielten Stücke werden nach der Methode Warm bzw. nach der Methode Cranford/Krug realisiert – beide sind im informativen CD-Booklet erläutert. Gemeinsam haben sie, dass jeweils ein bestimmter Zeitraum (von zum Beispiel tausend Jahren) abgebildet wird und dass die kosmischen Verhältnisse zeitlich sehr komprimiert werden. Das Geschehen erscheint dabei in verschiedenen Zeitraffern. In Töne umgesetzt werden entweder Geschwindigkeitsverhältnisse oder die Winkel zwischen den Planeten. Obwohl es sich um die Umsetzung von exakt berechneten Positionen handelt, die die tatsächlichen Planetenbewegungen wie als Partitur widerspiegelt, gibt es bei beiden Methoden einigen künstlerischen Freiraum, etwa was die Klangerzeugung oder das Klangbild betrifft.

Auch wer sich für ihren tiefen wissenschaftlichen Hintergrund nicht interessiert, wird grossen Gewinn vom Hören haben. Ungehörte Rhythmen und zeitliche Abfolgen verändern den eigenen Atemrhythmus. Die Beobachtung von Musik in ihrem Verhältnis zu uns selbst ermöglicht uns, uns selbst und wohl auch die Weite um uns herum vertieft zu spüren

Walter Siegfried Hahn
Info3 – Anthroposophie im Dialog
September 2013 (CD Planetenmusik)